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Der einzige reale Wert: Vertrauen

Eine Frage plagt Kryptoinvestoren bei jeder Kursbewegung: Kaufen oder Verkaufen?

Die kurze Antwort lautet: Entweder man vertraut auf das Konzept oder nicht. Vertrauen ist der Schlüssel zum Wert jeder Währung und Kryptowährungen eine Schöpfung aus reinem Misstrauen gegenüber den etablierten Währungen - allen voran dem US-Dollar.


Wer es mit seinem Investment ernst meint und nicht bloß halb-gare Wetten abschließen möchte, die zwischen Musk-Tweets und Whale-Movements über dem Abgrund taumeln, ist darauf angewiesen sich im Detail mit Wertbildung auseinanderzusetzen. Wie bei jedem Gut das gehandelt wird, ist dessen Wert von Angebot und Nachfrage abhängig und diese wiederum von der Funktion des Guts.

Was ist nun über die Funktionalität und damit die Güte des Bitcoins zu sagen?

Der Bitcoin ist Spekulationsobjekt und Währung zugleich. Sein Wert als Spekulationsobjekt ist jedoch langfristig an die Eigenschaft der Währung gekoppelt. Denn durch seine begrenzte Verfügbarkeit steigt der Wert mit jedem weiteren potenziellen Nutzer. Und je besser der Bitcoin als Währung funktioniert, desto mehr möchten ihn in Besitz nehmen. Mit anderen Worten: Die kurzfristige Investition in den Bitcoin lohnt sich dann, wenn es mehr Spekulanten gibt und die langfristige, wenn es mehr Nutzer der Währung gibt.

Warum sollte es nun mehr Nutzer der Währung geben?

Das Vertrauen in etablierte Währungen ist erschüttert: Über 30 % aller jemals in Umlauf gebrachten Dollar wurden 2020 gedruckt. Die amerikanische Zentralbank FED musste die Wirtschaft vor den Folgen von Corona retten. Gesamtwirtschaftlich mögen Eingriffe dieser Art Sinn ergeben, doch für den Einzelnen gilt: Jeder Dollar aus dem Jahr 2019 hat sich in weniger als 70 Cent verwandelt. Und dies ist kein Einzelfall. Auch die europäische Zentralbank hat munter Geld nachgedruckt. Abgesehen davon sind etwa 80 % des Euro durch den Dollar gedeckt. Dieser wiederum war ursprünglich durch Gold gedeckt, damit ein realer Wert vorhanden ist. Dem ist seit dem Nixon-Schock vor 50 Jahren nicht mehr so. Seit dem 15. August 1971 können mit Fiat-Geld, das ohne hinterlegten Wert aus dem Nichts geschaffen wurde, reale Dienstleistungen und Waren eingetauscht werden. Der eigentliche Wert entsteht im Nachhinein (Fiat = lat.: „Es werde“ / „Es sei“).

Wieso es nur um Vertrauen geht...

Der einzige Grund, warum derlei Systeme nicht zusammenbrechen, ist das Vertrauen, welches Nutzer in Währungen legen. Nur weil jeder weiß, dass er seine Dollar und Euro jederzeit gegen Waren und Dienstleistungen tauschen kann, funktioniert das Spiel. Je vertrauenswürdiger die Instanz, welche die Währung ausschüttet, desto geringer die Angst, am Ende die Person zu sein, die auf ihrem (eigentlich wertlosen) Papier sitzen bleibt. Aus diesem Grund ist der venezolanische Bolivar gescheitert und hat die Wirtschaft eines ganzen Landes mit in den Abgrund gerissen, während der Dollar weltweit als Zweitwährung akzeptiert wird.

Die wahre Frage bei Währungen ist also, welche Instanz ihren Wert garantiert und welche Vor- und Nachteile sich mit dieser dritten Partei von Käufer und Verkäufer eingehandelt werden. Den Dollar mit Gold zu hinterlegen war nichts anderes, als eine physische Basis einzurichten, um Vertrauen zu erhöhen; und die Entkopplung ein Vertrauensbruch. Doch die Trennlinie zwischen dem „bösen“ Fiat-Geld und den „guten“ Gold zu ziehen, wäre zu einfach.

Plot-Twist: Jede Währung ist im Kern „Fiat“

Für jede Währung findet ein kontinuierlicher Bewertungsprozess statt. Auch das hochgelobte Gold war ursprünglich wertlos, bis der erste Mensch bereit war dafür zu arbeiten. Aufgrund seiner Eigenschaften

(unveränderlich, limitiert, einzigartig, fungibel, ...) war es anderen Währungen überlegen und konnte generations- und kulturübergreifend stabil Wert speichern. Dadurch wurde es vertrauenswürdig und konnte dieses Vertrauen über tausende Jahre aufrechterhalten. Dass der Dollar in Gold hinterlegt wurde, ist im Übrigen ein Beweis dafür, dass Gold vertrauenswürdiger ist als die Leitwährung (denn sonst würde umgekehrt Gold mit dem Dollar als Sicherheit hinterlegt werden).

Doch auch Gold ist an bestimmte Bedingungen geknüpft, die sein Vertrauen schmälern. Es lässt sich schlecht portionieren, ist auf seine Physis angewiesen, muss bei jeder Transaktion geprüft werden und benötigt damit zwangsläufig weitere Instanzen die lagern, verschicken und legitimieren. In früheren Zeiten prägten Herrscher zu diesem Zweck ihr Antlitz auf genormte Goldstücke und andere Metalle. Dies sollte ein Vertrauensbeweis sein, ging jedoch nach hinten los, denn bei wirtschaftlichen Krisen wurden billige Metalle beigemischt.

Bitcoin - Der ultimative Vertrauensbeweis

Jedes der obigen Probleme resultiert aus derselben Fehlerquelle zusammen: der Menschlichkeit der Zwischeninstanz. Doch das bringt uns zur Lösung: Stellen wir uns für einen Moment vor, wie die perfekte Zwischeninstanz aussieht - eine dritte Partei, der jeder uneingeschränkt Vertrauen kann und die gewährleistet, dass in Echtzeit weltweit Werte gelagert, verschoben und durch jeden Nutzer legitimiert werden können... Stellen wir uns vor, es gäbe einen Algorithmus, der sicherstellt, dass Macht dezentral auf alle Nutzer verteilt wird. Darin liegt der Wert von Kryptowährungen die mit Proof-of-Work arbeiten – allen voran Bitcoin.

Ob der Ver(kauf) – also eigentlich der Tausch des einen Währungskonzepts gegen das andere – Sinn ergibt lässt sich mithilfe einer weiteren Frage beantworten... Welche Instanz hat mehr Vertrauen verdient: Ein von jedem einsehbares und prüfbares Protokoll oder eine undurchsichtigen globale Verkettung von Eigeninteressenvertretern?

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