In Projekte, die sich auf das Metaverse konzentrieren, fließen derzeit Milliardensummen an Risikokapital. Aber was steckt hinter diesem Trend? Kryptokontor erklärt was das Metaverse ist, wie es mit Kryptowährungen zusammenhängt und welche Unternehmen künftig in diesem aufstrebenden Markt mitmischen wollen.
Die Präsentation des ersten iPhones ist mittlerweile schon fast als Legende in die Geschichtsbücher der Menschheit eingekehrt – oder zumindest in die Analen der Tech-Branche. Damals, genauer gesagt am 9. Januar 2007, stellte der ehemalige Apple-Chef Steve Jobs das weltweit erste Smartphone als „the next big thing“ vor. Viele Investoren lächelten müde und winkten die Visionen Jobs als Spinnerei ab. Mittlerweile hat Apple über zwei Milliarden iPhones verkauft und zählt zu den reichsten Konzernen der Erde. Unternehmen, die damals lächelten, sind heute vom Markt verschwunden.
Heute, rund 15 Jahre später, könnte sich die Geschichte wiederholen. Noch in diesem Jahr will Apple seine erste leistungsstarke Datenbrille vorstellen – auch heute sind viele Konkurrenten, Kunden und Investoren skeptisch.
Laut Apple soll die Datenbrille den ersten großen Schritt in die neue virtuelle Realität markieren und das Ende der Ära der Smartphones einleiten. Die Brille soll viel mehr Daten sammeln und leistungsfähiger sein, als man es bisher von VR-Brillen gewohnt war. Sie kann die Augen tracken, registrieren wo wir hinschauen und sogar unsere emotionalen Zustände erfassen.
Im Metaverse könnte ein 800-Milliarden-Dollar-Markt schlummern
„Metaverse“ heißt der virtuelle Raum, zu dem die Datenbrille Zugang verschaffen soll und zuletzt zu einem der attraktivsten Zukunftsprojekte für technik- und krypto-affine Anleger geworden ist.
Die Bezeichnung Metaverse setzt sich aus der griechischen Vorsilbe „meta“, die nach oder jenseits bedeutet, sowie „verse“, was für Universum steht, zusammen. Erstmals wurde der Begriff 1991 im Roman „Snow Crash" von Neal Stephenson verwendet, in dem die Menschheit in eine virtuelle Welt abtaucht und sich dort in Form von Avataren, also Abbildern ihrer eigenen Person, selbst trifft.
Bis im Herbst letzten Jahres kannte den Begriff so gut wie keiner – erst als Mark Zuckerberg, den Namen der Unternehmens-Holding von Facebook zu „Meta Platforms“, kurz Meta, umbenannte, gelangte das Metaverse in die breitere Öffentlichkeit. Seither stellen immer mehr Unternehmen ihre Pläne und Projekte zum Metaverse vor. Analysten sehen dort ein neues gewaltiges ökonomisches Potential. Der Markt wird von Experten von Morgen Stanley auf bis zu 800 Milliarden US-Dollar geschätzt. Das entspräche mehr als dem Doppelten des deutschen Bruttoinlandsprodukts aus dem Jahr 2020.
Coinbase-CEO Brian Armstrong begründet die großen Hoffnungen rund um den neuen Trend in Medienberichten wie folgt: „Bei der ersten Version des Internets, dem Web 1, ging es um den Zugriff auf statische Webseiten. Im Web 2 geht es um interaktive, soziale Erfahrungen innerhalb geschlossener Ökosysteme. Und im Web 3 geht es um digitales Eigentum in einer offenen, dezentralisierten Umgebung. Das Metaverse ist die entfernte Weiterentwicklung von Web 3.“
Für Investoren und Unternehmen bietet das Metaverse vielfältige Möglichkeiten. Denn in der neuen Wirklichkeit wird das Geld nicht nur mit dem Verkauf von Virtual-Reality-Brillen verdient. Viel attraktiver ist die Tatsache, dass man dort wie im realen Leben auch, Besitz haben kann. Möglich wird dies durch die Blockchain. Wie Kryptokontor bereits in früheren Blogeinträgen beschrieben hat, sind die Blockchain-Technologie, mit genauer gesagt NFTs, hier die tragende, technische Säule.
Solana-Blockchain gilt als vielversprechend
Vor allem die Smart-Contract-kompatible Solana-Blockchain entwickelt sich zu einem Favoriten für Metaverse-Investoren (alles zu Solana findet ihr in unserem Forum). Die dahinterstehende Metaplex Foundation, die darauf abzielt, die Anwendungsfälle von Solana NFTs zu erweitern, hat gerade 46 Millionen Dollar von Investoren eingesammelt. Darunter finden sich auch Top-Namen wie Michael Jordan. Und es kommt noch besser: Solana Ventures, der strategische Investitionsarm von Solana Labs, kündigte kürzlich einen 150-Millionen-US-Dollar-Fonds zur Finanzierung von Blockchain-basierten Spielen an.
Technisch gibt es laut Aussage von Fachleuten keine großen Hürden mehr. Die notwendige leistungsfähige Hardware ist vorhanden. Um die virtuellen Welten darzustellen, werden vor allem leistungsstarke Chips und Prozessoren sowie Grafikkarten benötigt.
Ein Geldregen, der die Neugierde auch bei etablierten Tech-Unternehmen weckt: So wollen börsennotierte Unternehmen wie Microsoft, Amazon oder Nvidia ebenfalls ins Metaversum eintauchen – beziehungsweise haben die ersten Gehversuche in der neuen Realität bereits gewagt.
Microsoft, Nike und H&M – sie alle wollen ins Metaverse
Vor allem der Gaming-Markt scheint attraktiv: Microsoft etwa hat vor Kurzem für rund 69 Milliarden Dollar den „Call of Duty“-Herstellers Activision aufgekauft. Die Blockchain-Gaming-Firma Animoca Brands hat über 350 Millionen S-Dollar investiert, um ein für alle zugängliches Metaverse aufzubauen, das digitale Eigentumsrechte über Blockchain-Technologie und NFTs für jeden Nutzer verfügbar macht. Auch Nvidia, einer der Weltmarktführer für Computer-Chips will ein Stück vom Metaverse abhaben: Vor einigen Wochen hatte das Unternehmen Omniverse, ein „Metaverse für Ingenieure“ vorgestellt. Die Kollaborationsplattform soll Ingenieuren und Designer aus aller Welt zusammenbringen und es ihnen erleichtern, gemeinsam an Projekten in der virtuellen Welt zu arbeiten.
Aber auch Konsumgüterhersteller schnuppern großes Potenzial: Walmart etwa plant einen Vorstoß in das Metaversum mit eigenen Kryptowährungen und NFTs. Prognosen bekannter Modemarken wie Ralph Lauren und Gucci zeigen, dass sich virtuelle Kleidung für digitale Computercharaktere zu einem wichtigen Bestandteil für Wachstum in den nächsten Geschäftsjahren entwickeln werden. Der Mode-Konzern H&M hat angekündigt an einem virtuellen Laden im Metaverse zu arbeiten. Auch die Sportartikelhersteller Nike und Adidas stecken Geld in das Metaverse und wollen ihre Umsätze mit virtuellen Turnschuhen und digitalen Golfschlägern nach oben schrauben. Sogar die NBA ist bereits im Metaverse vertreten: Seit einiger Zeit können Besitzer eines Oculus Quest 2-Headset von Meta Live-Basketballspiel in der virtuellen Realität hautnah mitverfolgen.
Abwarten und … investieren?
Bei all dem Trubel und dem Zufluss von Risikokapital, muss man wissen:
Alle diese Investitionen sind dabei ein Abenteuer mit noch ungewissem Ausgang. Denn auch wenn die Technik zum Großteil bereits vorhanden ist, stehen wir noch ganz am Anfang des „echten“ Metaversums. Vor allem beim Zugang und der Offenheit für alle, wie wir sie aus dem traditionellen Internet kennen, müssen die Entwickler noch ein ganzes Stück Arbeit leisten. Im Blockchain-Spiel Decentraland etwa hat ein Gamer kürzlich ein virtuelles Grundstück für den Rekordbetrag von 2,4 Millionen US-Dollar verkauft – im Durchschnitt hat das Spiel allerdings weniger als 2.000 Nutzer auf der ganzen Welt.
Klar ist: Tech-Freaks und Krypto-Fans warten gebannt auf den nächsten iPhone-Moment. Auch der Fondsmarkt ist in Bewegung. Die ersten Anbieter planen die Auflage von entsprechenden Fonds und ETFs.
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